Funakoshi Gichin * 1868; † 1957 ist der Begründer des modernen Karate do. Aufgewachsen in Okinawa, gründete er das heute bekannte Karate im Shotokan- und Shotokai-Stil und brachte die bis dahin im geheimen trainierte Kampfkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Öffentlichkeit. Dabei betrachtete er Karate nicht nur als Selbstverteidigungsmittel, sondern vielmehr auch als Werkzeug, um Körper und Charakter zu vervollkommnen. Gichin Funakoshi wurde in Shuri, Okinawa 1868 geboren. Als 12 jähriger war er ein Schulfreund vom ältesten Sohn des Meister Anko Asato. Anko Asato war ein Nachkomme vom legendären Sokon Matsumura und unterrichtete Funakoshi im Shuri-te (Jigen-ryu). Das Training in dieser Zeit machte man in der Nacht, im Freien und des Öfteren im Garten. Meister Funakoshi schreibt: " In dieser Zeit habe ich monatelang, wenn nicht jahrelang nur eine Kata geübt. Ich musste trainieren, ohne zu wissen wie lange... bis mein Meister "ja" sagte. Und mein Meister sagte nie "ja". Darum ist es schwierig, die Härte des Trainings zu beschreiben. Sensei Asato's Blick war immer auf mich gerichtet, als ich in seinem Garten übte. Er blieb die ganze Zeit sitzend auf seiner Veranda, ohne einen Kissen unter den Füssen. Als ich die Kata beendete, sagte er nur "gut", "ja" oder "nochmals", ohne mir je einen Kompliment zu machen. Ich musste endlos die Übungen wiederholen, schweissgetränkt und müde. An seiner Seite hatte mein Lehrer immer eine Öllampe stehen. Des Öfteren konnte ich ihr Licht nicht mehr wahrnehmen, so erschöpft war ich. Das Training hielt meist bis zum Morgengrauen an."
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Jahre später lernt Gichin Funakoshi Sensei Itosu kennen. Auch er ein grosser Meister seiner Kunst. Doch er, im gegensatz zu Asato, interessierte sich mehr um die Erziehung im schulischem System, dass zu jener Zeit in Entwicklung stand. Auch Itosu ist eine Nachkomme von Sokon Matsumura und beide hatten ungefähr den gleichen Alter. Doch die Einstellungen zum Karate waren grundlegend verschieden. Asato hatte breite Schultern, war gross mit durchdringendem Blick. "Er war wie ein alter Krieger", beschreibt ihn Gichin Funakoshi. Im Gegensatz war Itosu nicht gross und sein Körper glich eher einem Fass. Den Lehren Asato zu Folge, musste man sich die Hände und Füsse des Gegners als Schwerter vorstellen. Deshalb sollte diese nicht den eigenen Körper berühren. Doch Itosu lehrt:" Wenn der Angriff des Gegners nicht effektiv genug ist, kann dieser auch ignoriert werden und so sich treffen lassen. Deshalb auch den Körper gegen Schläge und Tritte verstärken." Zu erwähnen ist, dass die Kampfkunst in jener Zeit von Meister zu Meister verschieden war, denn sie eigneten die Kunst an sich selbst an. Das Kampfkonzept varierte von Persönlichkeit zu Persönlichkeit. Das weitergeben eigener Kunst und Konzeption war selten und streng geheim. Die meisten Lehrer vererbten deshalb ihre Kampfkunst nur den eigenen Söhnen. Doch Gichin Funakoshi hatte Glück von beiden Meister, unter gegenseitigem Einverständnis, gelehrt zu werden. Von Yasutsune Itosu, erlernte er Naha-te. Die Vereinigung dieser Stile bildete die Grundlage für das was er später zum Shotokan Karate entwickelte. Obwohl er sich entschloss, Karate zu seinem Lebensweg zu machen, blieb Funakoshi beruflich zunächst Hauptschullehrer. Zuerst verbreitete er Karate auf Okinawa, wo er es dann auch schaffte, Karate in den Sportunterricht an der Schule zu integrieren. 1917 wurde er gebeten seine Kampfkunst auf einem Sportkongress, welche vom japanischen Bildungsministerium gefördert wurde, vorzustellen. Er wurde erneut 1922 um eine weitere Präsentation gebeten. Dann wurde er ein drittes mal gebeten seine Kunst vorzuführen, aber nun direkt vor dem Kaiser und seiner Familie. Dies veranlasste Funakoshi Sensei in Japan zu bleiben und seine Kunst zu unterrichten und zu verbreiten. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er in Tokio als Hausmeister, Karatelehrer, Gärtner und Putzmann. Erst nachdem er es geschafft hatte, Karate in Japan bekannter zu machen, konnte er sich von seiner Tätigkeit als Karatelehrer ernähren. Der Stil wurde nach seinem Künstlernamen „Shoto“ (= Pinienrauschen), unter dem er Gedichte schrieb, und seinem ersten richtigem Dojo Shotokan benannt. Er selbst betonte jedoch immer, daß es nur ein Karate Do gibt. Er war überzeugt, daß die Stile zusammenfinden mussten um das Karate nicht am Fortschritt zu hindern. Gichin Funakoshi verstarb 1957 am Alter von 88.
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